1. Einleitung
Die früheste dokumentierte Nennung von Ganderkesee stammt aus dem Jahr 860 n. Chr. In dieser Zeit wurde der Ort unter dem Namen „Gandrikesarde“ erstmals urkundlich erwähnt. Diese Erwähnung findet sich in den Schriften des Erzbischofs Ansgar von Bremen, der in seiner Lebensbeschreibung seines Vorgängers Willehad über Wunder berichtete, die um dessen Gebeine geschahen. In einem dieser Berichte wird Ganderkesee erwähnt, als eine taube Frau aus dem Dorf „Gandrikesarde“ nach Bremen kam und dort durch das Verdienst des Heiligen Willehad geheilt wurde.
Diese frühe Erwähnung markiert den Beginn der dokumentierten Geschichte von Ganderkesee und gibt einen Einblick in die religiöse und gesellschaftliche Bedeutung der Region zu jener Zeit. Die Siedlung entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte weiter und ist heute eine eigenständige Gemeinde im Landkreis Oldenburg, Niedersachsen.
2. Thema
Historie
3. Zeitliche Einordnung
860 n. Chr.
4. Beitrag selbst
Die früheste geschichtliche Erwähnung von Ganderkesee stammt aus dem Jahr 860 n. Chr. Unsere norddeutsche Heimat wurde bereits zur Zeit der Geburt Christi von römischen Schriftstellern wie Plinius und Tacitus beschrieben. Die genaue Geschichtsschreibung mit Orts- und Namensangaben begann jedoch erst viel später, etwa um 800 n. Chr., zur Zeit des Frankenkönigs Karl des Großen.
Karl der Große führte einen blutigen 30-jährigen Krieg gegen die Sachsen und integrierte sie in sein großes Reich, das von Spanien bis zur Nordsee reichte. Gleichzeitig führte er hier mit Gewalt das Christentum ein und ernannte 787 den angelsächsischen Mönch Willehadus zum Bischof von Bremen. Willehadus starb 789 auf einer Missionsreise in Blexen und wurde in der damals noch einfachen Holzkirche in Bremen beigesetzt, die erst später zum Dom umgebaut wurde.
Ansgar, ein Nachfolger Willehadus auf dem Bremer Bischofsstuhl von 848 bis 865, wurde vom Papst zum Erzbischof ernannt und veröffentlichte 860 eine Schrift über das Leben des heiligen Willehadus. In dieser „Vita St. Willehadi“ werden 37 Wunderheilungen am Grab des Heiligen im Bremer Dom beschrieben. Eine dieser Wunderheilungen berichtet von einer Frau namens Herimod aus dem Dorf „Gandrikesarde“ (dem heutigen Ganderkesee), die zwei Jahre lang taub gewesen war und im Bremer Dom geheilt wurde. Dies stellt die erste urkundliche Erwähnung von Ganderkesee dar.
Ein weiteres Wunder betraf zwei Frauen aus der Gemeinde Ganderkesee, die ebenfalls im Bremer Dom geheilt wurden. Der Text nennt das Dorf „Slutra“ (heute Schlutter) im Land „Laren“ (dem heutigen Largau, gelegen im Winkel zwischen Hunte und Weser).
Der Name „Gandrikesarde“ setzt sich zusammen aus „Gandrik“ oder „Ganderk“ und dem Wort „Erde“. „Gandrik“ ist ein germanischer Vorname, abgeleitet von „Ganter“, dem plattdeutschen Wort für eine männliche Gans. Daher ist die Gans auch zum Wappentier der Gemeinde Ganderkesee geworden..
5. Quellenangaben
- Ganderkesee – Wikipedia
- Geschichten aus der Geschichte – Ganderkesee (Hans Grundmann)
- Hermann Speckmann (h-speckmann.de)
6. Wertung der Glaubwürdigkeit
Die Quellen, insbesondere historische Dokumente und anerkannte Geschichtsbücher, bieten eine solide Grundlage für die Glaubwürdigkeit der dargestellten Informationen. Die Erwähnung in der „Vita St. Willehadi“ ist eine Primärquelle, die von Historikern als authentisch und bedeutend angesehen wird.
7. Wissenschaftliche Anmerkungen
- Erste Erwähnung von Ganderkesee: Die früheste dokumentierte Erwähnung von Ganderkesee stammt aus dem Jahr 860 n. Chr. in der „Vita St. Willehadi“, einer Lebensbeschreibung des heiligen Willehadus von Ansgar, dem Bremer Bischof. In dieser Schrift wird berichtet, dass eine Frau namens Herimod aus dem Dorf „Gandrikesarde“ im Bremer Dom geheilt wurde..
- Namensherkunft: Der Ortsname Ganderkesee wird in historischen Dokumenten wie der „Vita St. Willehadi“ als „Gandrikesarde“ erwähnt. Historiker wie Bultmann interpretieren den Namen als Zusammensetzung aus dem germanischen Personennamen „Ganderik“ und „Arde“ (Erde/Pflugland). Der Name „Ganderik“ setzt sich aus „Ganter“ und „rik“ (Regent/Herrscher) zusammen.
- Es gibt auch Sagen, die den Ortsnamen anders erklären. Eine bekannte Sage besagt, dass ein blinder Ganter, der losgelassen wurde, um den Standort der Kirche zu bestimmen, den Ort „erkoren“ hat. Diese Erzählung verweist auf eine volkstümliche Namensgebung basierend auf dem Ereignis „Ganter erkiesete“.
- Kultische Bedeutung: Die Sagen und historischen Hinweise deuten darauf hin, dass sich im Bereich der heutigen Kirche eine germanische Orakelstätte befunden haben könnte. Germanische Kultstätten waren oft mit Quellen verbunden, die als Opfer- und Weissagungsstätten dienten. Solche kultischen Praktiken wurden von den Germanen durchgeführt, die den Ganter und Schwäne als weissagekundige Tiere verehrten.
- Archäologische Funde in der Region, wie ein Hemmorer Eimer mit Leichenbrand und wertvollen Beigaben aus römischer Produktion, weisen auf die Anwesenheit sozial exponierter Personen hin, die möglicherweise eine Verbindung zu solchen Kultstätten hatten.
- Sagen und Legenden: Die Sage vom blinden Ganter, der den Standort der Kirche bestimmte, unterstreicht die tiefe symbolische Bedeutung des Ganters für die Region. Diese Geschichte zeigt, wie Sagen und Mythen zur Erklärung von Ortsnamen und kulturellen Traditionen beitragen können.
- Ein weiterer Aspekt der germanischen Mythologie ist die Verbindung von Schwänen und Walküren, die in der Edda beschrieben werden. Diese mythologischen Verbindungen unterstreichen die kulturelle Bedeutung von Tieren wie dem Ganter in der germanischen Gesellschaft.
- Historiografische Quellen: Die „Vita St. Willehadi“ ist eine wichtige Quelle für die frühmittelalterliche Geschichte der Region und bietet Einblicke in die religiösen und gesellschaftlichen Entwicklungen jener Zeit. Die Erwähnung von Ganderkesee in diesem Text ist ein wertvoller Beleg für die historische Kontinuität und die Bedeutung des Ortes in der frühen christlichen Missionierung.
8. Fazit
Die Geschichte von Ganderkesee ist tief verwurzelt in historischen Aufzeichnungen, archäologischen Funden und faszinierenden Sagen. Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes stammt aus dem Jahr 860 n. Chr. und findet sich in der „Vita St. Willehadi“, einer hagiographischen Schrift des Bremer Bischofs Ansgar. Diese Erwähnung hebt die Bedeutung des Ortes im frühen Mittelalter hervor, als er bereits ein bedeutender religiöser und gesellschaftlicher Mittelpunkt war.
Der Ortsname Ganderkesee ist vermutlich aus dem germanischen Personennamen „Ganderik“ entstanden, der sich aus „Ganter“ (einer männlichen Gans) und „rik“ (Regent/Herrscher) zusammensetzt.Diese Namensgebung spiegelt die kulturelle Bedeutung und den Einfluss germanischer Mythen und religiöser Praktiken wider.
Sagen und Legenden, wie die vom blinden Ganter, der den Standort der Kirche bestimmte, betonen die tief verwurzelte symbolische Bedeutung des Ganters für die Region. Diese Geschichten zeigen, wie volkstümliche Überlieferungen zur Entstehung und Namensgebung von Orten beitragen und das kulturelle Erbe einer Gemeinschaft prägen können.
Archäologische Funde, wie der Hemmorer Eimer mit Leichenbrand und wertvollen Beigaben, unterstreichen die historische Bedeutung der Region als Siedlungs- und Kultstätte, die möglicherweise eine Orakelstätte beherbergte. Diese Funde belegen die Anwesenheit einer sozial exponierten Schicht und weisen auf weitreichende Handelsbeziehungen hin.
Insgesamt zeigt die Geschichte von Ganderkesee eine bemerkenswerte Kontinuität von der frühen Besiedlung und den heidnischen Kultstätten über die christliche Missionierung bis hin zur heutigen Zeit. Der Ganter als Wappentier symbolisiert nicht nur die lokale Identität, sondern auch die Verbindung der Gemeinde### Die früheste dokumentierte Nennung von Ganderkesee
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