1. Einleitung
Der historische Markt von Ganderkesee war eine wichtige Institution, die im Mittelalter eine wichtige wirtschaftliche und soziale Rolle in der Region spielte. Dieser Markt war keine wöchentliche Veranstaltung, sondern ein Jahrmarkt, der einmal im Jahr abgehalten wurde und zahlreiche Besucher aus der Umgebung anzog.
2. Thema
Der historische Markt von Ganderkesee
3. Zeitliche Einordnung
Mittelalter, insbesondere um das 13. Jahrhundert
4. Beitrag selbst
Einrichtung des Marktes: Die Grafen von Bruchhausen richteten wahrscheinlich den Markt in Ganderkesee ein, ähnlich wie sie auch das Gericht dort etablierten. Beide Institutionen waren für die Grafen eine bedeutende Einnahmequelle. Die verkehrsgünstige Lage von Ganderkesee wurde um 1200 noch vorteilhafter, als die „ostfriesische Straße“, die von Bremen nach Ostfriesland führte, aufgrund der Stedingerunruhen über Schlutter und Ganderkesee verlegt wurde.
Marktstruktur und Durchführung: Der Ganderkeseer Markt war kein regelmäßiger Wochenmarkt, sondern ein Jahrmarkt mit Verkaufsbuden und Schaustellerständen. Dieser Markt fand einmal im Jahr zur Zeit des Kirchweihfestes statt, das wahrscheinlich am 16. September, dem Cyprianstag, gefeiert wurde. Der Markt begann jedoch schon am Tag des „Heiligen Kreuzes“ (14. September).
In den Lehnsregistern heißt es: „De greven Hinrickes unde Ludolves heft von eine juweliken telde in den markede Ganderikeserde onen pennig“ – die Grafen Hinrich und Ludolf von Bruchhausen erhoben von jedem Zelt im Markt Ganderkesee einen Pfennig. Eine weitere Abgabe, der „Stetepennige“ (Standgeld), wurde von den Plätzen für Schaustellungen erhoben. Verkaufsbuden zahlten zudem einen Marktzoll, wie im Lehnsregister vermerkt ist: „De tolent in der kerken to Ganderiskeserden in dem dage des hilgen crucis (14. Sept.) hört greven Hillebolden.“ Dieser Zoll gehörte Graf Hillebold, dem Sohn von Graf Ludolf.
Fehlendes Marktrecht und Niedergang: Ganderkesee erhielt nie ein eigenes Marktrecht, wie es die benachbarten Orte Delmenhorst, Wildeshausen und Harpstedt von den Landesfürsten bekamen. Die Bedeutung von Ganderkesee ging nach Delmenhorst über, als dort nach der Fertigstellung der Burg 1259 die Stadt Delmenhorst entstand. Diese wurde von der Delmenhorster Linie der Oldenburger Grafen in jeder Weise gefördert, sodass Ganderkesee zu einem kleinen Kirchdorf herabsank. Nach dem Niedergang hörte man auch nichts mehr vom Ganderkeseer Jahrmarkt.
5. Quellenangaben
- Hans Grundmann: Der älteste Markt unserer Heimat in Geschichten aus der Geschichte Ganderkesee
- Wikipedia: Ganderkesee
- Gemeinde Ganderkesee
6. Wertung der Glaubwürdigkeit
Die Quellen, insbesondere Hans Grundmanns Buch „Der älteste Markt unserer Heimat“ in „Geschichten aus der Geschichte Ganderkesee“, bieten eine verlässliche und fundierte Grundlage für die Darstellung des historischen Marktes in Ganderkesee. Die historischen Dokumente und wissenschaftlichen Arbeiten liefern detaillierte und verlässliche Einblicke in die Marktkultur und deren wirtschaftliche Bedeutung.
7. Wissenschaftliche Anmerkungen
- Wirtschaftliche Bedeutung: Der Markt von Ganderkesee war eine wichtige Einnahmequelle für die Grafen von Bruchhausen und ein bedeutendes wirtschaftliches Ereignis für die Region.
- Soziale Funktion: Der Markt bot den Bewohnern und Besuchern eine Gelegenheit zum Austausch von Waren und Informationen und war ein soziales Highlight des Jahres.
- Verkehrsanbindung: Die Verlegung der ostfriesischen Straße über Ganderkesee verdeutlicht die strategische Bedeutung des Ortes und trug zur Attraktivität des Marktes bei.
8. Fazit
Der historische Markt von Ganderkesee war ein bedeutendes wirtschaftliches und soziales Ereignis im Mittelalter. Die Einrichtung und Durchführung des Marktes durch die Grafen von Bruchhausen unterstreicht die wirtschaftliche Bedeutung dieser Veranstaltung. Die verkehrsgünstige Lage und die speziellen Abgabenregelungen trugen zum Erfolg des Marktes bei, bevor die Bedeutung von Ganderkesee an Delmenhorst überging
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