Sagenszene

Die Sage Gandrikesardes

Der Ganter und der Teufel.

In den unendlichen Schleifen der Zeit, eingebettet in das Gewebe von Mythen und alten Sagen, die den Anbeginn der Menschheit überdauert haben und bis heute wirken, erhebt sich das malerische Ganderkesee.

Einst als Gandrikesarde bekannt, ein Name, der wie ein Zauber klingt war dieser Ort bereits in den längst vergessenen Tagen der ersten Menschen als es noch Zauber und Wunder gab, ein Zentrum der Einkehr und der mystischen Zusammenkünfte. 
Gelegen im Herzen des Nordens, eingebettet zwischen den lebendigen Stätten der längst vergangenen Burg von Delmenhorst, im sanften Griff von Oldenburg und Bremen, ist es ein Ort, an dem sich die Pfade der Schicksale auf geheimnisvolle Weise kreuzen, wo das Flüstern der Ahnen mit den Winden durch die alten Bäume tanzt.

Hier, umarmt von der üppigen Grünlandschaft, die sich um das ruhige Gewässer des kleinen Sees im herzen des Ortes schmiegt, bei den gewaltigen Gräbern der Hünen alter Zeiten die versteckt zwischen kleinen Hügeln liegen, scheint jedes Blatt, jeder verborgene Stein durchtränkt zu sein mit der tiefen, alten Magie, die in den Liedern der Zeit widerhallt. Die Luft selbst scheint mit einer fast greifbaren Präsenz alter Geschichten durchzogen, die in den Herzen derer, die den Boden von Gandrikesarde betreten, ein Echo von etwas Uraltem und Mystischem wachrufen.

Während die Schatten des Glaubens an Nordische Gotheiten die lange über den weiten Feldern und kleinen Wäldern von Gandrikesarde lagen, allmählich einem neuen Glauben  wichen, fanden sich die Bauernschaften der umliegenden Ortschaften in einem unerwarteten Zwist wieder. 

Rethorn, Stenum und andere Gemeinden, die einst vereint waren unter den alten Göttern der Ahnen, standen nun an der Schwelle einer neuen Ära, einer neuen Zeit, geteilt in ihrer Sicht auf den Weg vorwärts. 
Inmitten dieser Wirren entfaltete sich ein Ereignis, so unerwartet und magisch, dass es die Herzen der Menschen für einen Moment vereinte. 

Ein Ganter, blind für die Fehden und Streitereien der Menschen hier im Ort und geleitet von einer unsichtbaren Kraft, wurde in den Himmel über Gandrikesarde entlassen. 

Sein Flug war kein gewöhnlicher den er zog Blicke des Staunens und des Raunens auf sich, als er scheinbar zögerte, sich niederzulassen, nur um dann wieder hoch in den blauen Himmel aufzusteigen. 

Dieser Tanz zwischen Himmel und Erde, ein flatterndes Hin und Her, wurde zum Symbol der Unentschlossenheit der Gemeinschaften, sich zwischen altem  und neuem  zu entscheiden.Vielleicht war es genau dieser Ganter, dessen ungewisser Flug die Menschen so in ihren Bann zog, dass sie ihm zu Ehren den Namen ihres neuen und auch besonderen Ortes wählten wie es eine Legende besagt, Ganderkesee oder wie es in alten Schriften heist Gandrilesarde, und als der Ganter nun endlich landete, brach unter den Bürgern des neuen Ortes  Freude aus so das sie sofort ein Fest feierten, das so ausgelassen und freudig war, dass man munkelt einige von ihnen feiern bis auf den heutigen Tag und haben nie aufgehört. 

Dieser Moment des Friedens und der Einigkeit geboren aus einem Wunder, wurde zu einem Eckpfeiler in der Geschichte von Gandrikesarde.Nun, da der himmlische Ganter den Ort für die Kirche die sich alle so sehr wünschten auserkoren hat und die ausgelassenen Feierlichkeiten der Bürger von Gandrikesarde langsam einem gespannten Vorfreude wichen, stand die Gemeinschaft vor einer gewaltigen Aufgabe.

Die Frage, die in den Herzen aller widerhallte war, wie eine so kleine Schar von Bauern, Händlern und Handwerkern den Bau einer Kirche bewerkstelligen könnte die, die neue Gemeinschaft und die Einigkeit der Gemeinde würdig vertritt. Inmitten  von zetern und streiten, hitziger Wortgefechte und Diskussionen trat einer der Letzten, die das Fest noch nicht verlassen hatten vor die Gemeinde und schlug mit einem schelmischen Funkeln in den Augen eine List vor:

„Warum geben wir nicht vor, ein Wirtshaus zu bauen? Nur zum Schein, versteht ihr? Wenn der Teufel denkt, wir errichten einen Ort des Lasters, wird er sicherlich eifrig mithelfen.“

Und so wurde der Plan gefasst. 
Mit verschmitzten Lächeln und einer List im Nacken, die so kühn wie verzweifelt war, begannen die Bürger von Gandrikesarde unter dem Deckmantel ein Wirtshausbaus  zu bauen die Arbeit an ihrer Kirche. 
Zu ihrer Überraschung und bald auch zu ihrem großen Amüsement erschien der Teufel höchst selbst. 

Der Teufel, getäuscht durch die Finte und verführt von der Aussicht auf zukünftige Sünder, die er in seine Fänge bekommen könnte, began sofort Fleißig mit anzupacken denn wo sonst als in einer Schenke sind so viele sündige Seelen anzutreffen.

Als die Kirche die wir heute als St. Cyprian und Cornelius kennen  ihre wahre Gestalt annahm, die so garnicht  dem vorgetäuschten Wirtshaus ähnelte, war der Teufel getäuscht und gedemütigt nicht gewillt seine Niederlage so einfach hinzunehmen. 

In einem letzten Aufbäumen seiner Wut und Enttäuschung über den Verlust der vermeintlichen sündigen Seelen, die ihm durch die List der Gandrikesarder Bürger entgangen waren sammelte er seine dunklen Kräfte für einen vernichtenden Schlag. 
Mit der Absicht, das Gotteshaus einzureißen und damit die Hoffnungen und Träume der Gemeinschaft zu zerstören, trat er mit aller ihm eigenen teuflischen Macht gegen die feste Mauer der Kirche. 

Doch die Kirche, erbaut mit der List und Einigkeit einer Gemeinde, die sich dem gemeinsamen Glauben  zugewandt hatten, widerstand dem Angriff des Bösen. 

Der Teufel konnte das Gebäude nicht erschüttern. Sein Tritt hinterließ lediglich einen tiefen, kreisrunden Abdruck im Stein als ein ewiges Zeichen seines Zorns und Ohnmacht. 

Dieser Abdruck unbändiger Wut des Bösen, bis heute gut sichtbar an der Kirchenmauer, denn es ist zu erahnen das es der Huf des Teufels selbst ist, dient als Mahnung und als Beweis der Standhaftigkeit der Gemeinschaft der Gemeinde gegenüber den dunklen Mächten des Bösen. 

Die Kirche hielt stand, unerschütterlich und stolz, ein leuchtendes Symbol der Stärke und des Zusammenhalts von Ganderkesee. Der misslungene Versuch des Teufels, die Kirche zu zerstören, und der sichtbare Hufabdruck wurden zu einer Legende, die von Generation zu Generation weitererzählt wird. 

Sie erinnern die Bewohner und Besucher von Ganderkesee an die Kraft des Glaubens der Gemeinschaft und daran, dass selbst im Angesicht größter Dunkelheit das Licht siegen kann.

So endet die Legende von Ganderkesee was einst Gandrikesarde war, einem Ort wo die Geschichte und Humor Hand in Hand gehen, denn nachdem der Teufel überlistet und die Kirche erbaut wurde, kehrte im Dorf ein Frieden ein, der bis heute anhält. 

Doch sagen die Alten, dass die Freude und der Schalk die damals die Luft erfüllten, niemals wirklich verschwunden sind. In den Straßen und Wegen von Ganderkesee, unter dem wachsamen Blick der alten Kirche gibt es, so munkelt man, bis zum heutigen Tag Menschen, die das Fest nie beendet haben. In verborgenen Gärten, hinter hohen Hecken, finden sich bis in die späten Stunden leises Lachen und das Klirren von Gläsern. Hier und da, wo der Mond sein silbernes Licht durch die Blätter der alten Eichen wirft, kann man Schatten erkennen, die tanzen und sich im Kreis drehen, als ob sie einem uralten, fröhlichen Lied folgen, das nur sie hören können.

Und der Ganter? 
Er ist der stille Beobachter, der auf dem Teich schwimmt, in Vorgärten und auf Dächern steht, unbeeindruckt von der Zeit, die vergeht, ein ewiger Wächter des Friedens und der Freude, die in Ganderkesee herrschen. 

Die Kinder des Dorfes, die in die Fußstapfen ihrer Vorfahren treten, wachsen mit Geschichten auf, die so bunt und lebhaft sind wie das Dorfleben selbst. 
Sie lernen, dass man mit List und Zusammenhalt sogar das Böse überlisten kann, und dass es immer einen Grund zum Feiern gibt, selbst wenn man nicht genau weiß, warum.
So bleibt Ganderkesee ein lebendiges Zeugnis dafür, dass, egal wie viel Zeit vergeht, die Freude, die Einigkeit und ein guter Scherz niemals alt werden. 

Und so, wenn Sie jemals durch Ganderkesee wandern und das Echo von Gelächter durch die Lüfte schweben hören, erinnern Sie sich an die Legende.

Trete näher, lasse dich vom Geist des Ortes einfangen, und vielleicht, nur vielleicht, finden ihr euch tanzend unter dem Mond wieder, feiernd mit jenen, die nie aufgehört haben.


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